Dieser Eintrag wurde von Elisabeth Schiffkorn (eurojournal@utanet.at) am 31. 10. 2006 um 09:02:00 verfasst.
Lieber Herr Walters,
ich habe einen Text aus einem unveröffentlichten Manuskript zu dem Thema von Prof. Ernst Burgstaller. Ich hoffe das hilft ihnen weiter.
Elisabeth Schiffkorn
.......... Wie das Würfel- und Kartenspiel um den Leopoldikranz (s. u.) , um Neujahrs- und Dreikönigsstern, Weihnachtszeiten und Fastenbeugel ist auch das Ausspielen, das »Striezelpaschen« um Heiligenstriezel in verschiedenen Gasthäusern, vor allem des
nördlichen Niederöstereich, ein beliebtes Gesellschaftsspiel. W. Galler hat diesen Brauch ausführlich untersucht und beschrieben:
Gewöhnlich ist das Wirtshaus am Allerheiligenabend dichtbesetzt, bemüht sich doch jeder, zum Feiertag aller Heiligen und zum Gedenktag an Allerseelen wieder ins Dorf zurückzukehren, auch wenn er schon lange zum Heer der Landflüchter gehört. Die Wirtshaustische bestimmen die Größe der Spielrunden - jeder Teilnehmer setzt den Gegenwert eines der häufig in der Tischmitte aufgestapelten Gebäcke ein. Es wird reihum gewürfelt, wobei jeder einmal an die Reihe kommt. So kann es passieren, daß mancher leer ausgeht und manch anderer drei oder vier Striezel gewonnen hat.
Manche Bäcker backen zu dieser Gelegenheit bis zu 400 Stück Striezel. Meist wird aus einem Becher oder Glas gewürfelt, jedoch schüttelt man verschiedentlich auch die Würfel aus der Hand. Sind die kleinen Striezel ausgespielt, geht es um den Hauptpreis, den »Großen Striezel«, »Meterstriezel« oder »Guldenstriezel«. Um ihn darf jeder Mitspieler dreimal würfeln. Der Gewinner des großen Striezels fühlt sich meist dazu verpflichtet, seinen Tischgenossen oder allen Wirtshausbesuchern eine Runde zu bezahlen. Mancherorts erfreut sich der Gewinner, der den großen Striezel gewonnen hat, am Allerheiligentag vieler Gratulationen.
Das Kartenspiel um den Striezel ist, nach den Erhebungen von W. Galler, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine spätere Entwicklung. Zumindest für das Gasthaus in Riedenthal im Weinviertel läßt sich nachweisen, daß das Würfeln um die Striezel erst 1905 von einem neuen Wirt »im Sinne der Geschäftsbelebung« auf das Kartenspiel umgestellt wurde.
Vielfach spielt der gewonnene »Striezel« auch im Liebesbrauch eine Rolle. Die Burschen wollten den erpaschten Striezel ihren Mädchen ans Fenster bringen, mußten aber sehr aufpassen, daß ihnen nicht ein Zechkamerad heimlich einen »Zipfel« abbrach. Auch sonst war es eine Kunst, durch diese unruhfeyolle Störnacht zu Allerheiligen einen Striezel heil durchzubringen. Deshalb wurde er mit Vorliebe zunächst in der Gasthausküche hinterlegt und erst am nächsten Morgen dem Mädchen überreicht. Und wer ganz sicher gehen wollte und seinem Spielglück nicht recht traute, der kaufte den Striezel schon vorher beim Bäcker.
Auch im Burgenland spielte der Heiligenstriezel als Liebesgabe eine wichtige Rolle. Die Burschen kauften ihn am Vorabend von Allerheiligen in den Geschäften, um ihn dann zu Allerheiligen selbst als »Verehrerstriezel« ihren Mädchen zu überbringen. Mädchen, die dabei leer ausgingen, hatten am nächsten Tag nach der Vesper Gelegenheit, bei den Kaufleuten selbst eines der übriggebliebenen Gebäcke zu gewinnen, die dort ausgelost wurden. ........
> In Weinviertel wird allerorts zum "Striezelposchn" eingeladen. Woher bitte
> kommt das Wort und wie geht der Brauch?