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Alois Grasböck:

Die Invasion aus dem Tschüss-Land

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Autor: Alois Grasböck
Artikel aus den
OÖ Nachrichten
Mittwoch, 04. Juni 2014


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Artikel zu Franz Stelzhamer


Die Deutschlehrer haben es gut. Die bekommen nämlich dieser Tage von ihrer Frau Ministerin eine Broschüre, die sich für das österreichische Deutsch einsetzt. Weil es Gefahr läuft, ins Hintertreffen zu geraten. Vor allem der Piefke-Slang drängt sich vor, wie jeder Österreicher weiß, der sich vor Abscheu schüttelt, wenn er nur das Wort „lecker" hört.
„Geh'n wir mal lecker Bierchen trinken" kann einem in deutschen TV-Erzeugnissen ohne Vorwarnung widerfahren. Hoffentlich sieht in der Broschüre, dass das hei uns „Gemma auf a Hoiwe oder zwoa" heißt. Mehr als mit der Broschüre könnte man vielleicht erreichen, indem man den Schülern ein paar Folgen mit dem „echten Wiener" Mundl Sackbauer vorspielt. Das ist der mit dem „Nudlaug"' und dem „Rauschkind", eh schon wissen.

Gerade bei Schimpfwörtern fällt auf, dass der heimische Wortschatz bedroht ist. Sogar Jugendliche, die in Englisch einen Fünfer nach dem anderen kassieren, wissen, dass man eine unliebsame weibliche Person heute „Bitch" nennt
Ein Jammer, denn im Vergleich da/.u klingen bodenständige Ausdrücke wie „Funsen" geradezu liebevoll.

Wenngleich die sprachliche Invasion aus dem Tschüss-Land nicht /u unterschätzen ist, dürfte die Hauptgefahr, siehe „Bitch", von Denglisch ausgehen. Weil's so cool ist, dass sich niemand mehr vorstellen kann, wie man die „Dancing Stars" oder den „Kiddy Contest" auf österreichisch nennen könnte. In Einzelfällen ginge eventuell „Die beim Tanzen einen Stern reißen", aber eine echte Lösung ist das nicht. Da scheint Hopfen und Malz verloren.
Noch ein Beispiel: Wie kann eine große Veranstaltung für Mädchen in Österreich nur heißen? „Girls Day", genau.
Möge die Broschüre hilfreich sein, und sei es auch nur insofern, als der eine oder andere Schüler erstmals erfährt, was das eigentlich ist, eine Broschüre.

Themenwechsel zum Witz der Woche: Bevor es auch nur einen Hauch von Steuersenkung gibt, kommen sie schon mit dem Gag, sie könnte „rückwirkend" sein.

Autor: Alois Grasböck



Artikel aus den OÖ Nachrichten von Mittwoch, 04. Juni 2014