das dichten ist für mich eine denkmethode, um meine beobachtungen und reflexionen in ihrer unterschiedlich gewachsenen form wiederzugeben. weil ich aber hauptsächlich in der mundart denke und rede, ist es auch naheliegend, meine empfindungen, eindrücke und erlebnisse im dialekt zu äußern, welcher mir eigen ist.
als ich zum schreiben anfing, war es für mich klar, daß ich im dialekt schreibe, das heißt, es war für mich überhaupt keine frage, die hochsprache zu verwenden. erst später reizte mich auch, wechselte ich mehr und mehr in die hochsprache, aber ich mußte immer wieder feststellen, daß ich, wenn ich realitätsnahe situationen beschreiben wollte, in ihr nicht immer die ausdruckskraft fand, nach der ich suchte, weil ich eben im dialekt denke und rede.
ich weiß und glaube, daß sich sehr viele menschen in unserer zeit, besonders jüngere oder etwa einseitig gebildete, davor scheuen im dialekt miteinander zu reden, weil eben dieser sprache das klischee anhaftet, blöd, herkömmlich, ungebildet, ja sogar einfältig zu sein, was natürlich ein vorurteil par excellence ist. ich bin der meinung, daß der dialekt den charakter und das wesen eines menschen nicht deklassiert, sondern daß er ihn vielmehr im streben nach vollkommenheit und einzigartigkeit bestärkt.
weil die zeiten und das leben doch sehr wechselhaft und immer im wandel begriffen sind/ist, ist auch die sprache ständigen veränderungen unterworfen, daher immer in bewegung.
ich muß die beobachtung machen, nicht nur bei anderen menschen, sondern auch bei mir selbst und in meinem bekanntenkreis, daß, durch die rasche expansion der städte und durch die mobilität der bewohner, fremdenverkehr und medien steuern auch beachtliches dazu bei, sukzessive eine immer auffallender werdende verstädterung der dörfer und dadurch der ländlichen bevölkerung ausgelöst wird, daher kommt es allmählich zu einer vereinheitlichung der sprache, und statt eines regional beheimateten dialekts wird schön langsam mehr und mehr eine pseudomundart gesprochen, die aber fast keinen eigenen charakter mehr hat, sondern mit der zeit immer mehr an eigendynamik und farbe verliert.
ich möchte jedoch die texte in meinem dialekt nicht als eine selbstverherrlichung einer heilen, schnulzigen heimat verstehen, sondern als dichten, verdichten. als selbstzweck der sprache, oder auch als eine form der kommunikation innerhalb des redens. ich glaube und meine, der dialekt ist ein exzellentes stilmittel bei der auseinandersetzung mit dem leben und dem schreiben, um gedanken in einer ganz bestimmten gussform festzuhalten. in der mundart ist es genauso möglich, muß es ebenso möglich sein wie in der lyrik, gefühle, eindrücke, befindlichkeiten umzusetzen. bilder, schock-, hoffnungs-, wahrheits- und traumlandschaften zu skizzieren und diese verbal gezeichneten darstellungen dem drängen zum konkreten zu verhelfen.
der dialekt in der literatur hat noch etwas gutes an sich. das wie gesprochen, so geschriebene wort zwingt den leser langsam zu gehen, zu sichten, innezuhalten. er muß sich quasi behutsam weitertasten um wahrnehmen zu können. außerdem glaube ich, daß der dialekt literarisch ist und auch einer ernsthaften literaturkritik standhalten kann, denn man sollte diese facette der sprache, auch wenn sie manchmal auf den ersten blick vielleicht etwas schwerfällig wirkt, als eigenständiges nebeneinander mit der hochsprache verstehen und nicht etwa mit dem strengen auge eines skeptikers beäugen, sondern vom standpunkt eines sprachliebhabers entsprechend würdigen. ich wage sogar zu behaupten, daß die eigentliche sprache eines menschen sein dialekt ist. daß der mensch mit ihm und sein dialekt in ihm gewachsen ist und daher die hochsprache "nur" eine schul-, amts-, bzw. kunstsprache ist.
zum schluß sei noch gesagt, daß eine partisanisierung des dialekts einer vernachlässigung der heimat gleichkommt, somit einen sprachlichen wie kulturellen substanzverlust bedeutet, einmal ganz abgesehen vom verlust an perspektiven und farbenvielfalt, ohne die unser erlebnis welt ein stück mehr verödet.
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