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Neuauflage von
Stelzhamer-Erstdrucken


Ludwig Laher

Ludwig Laher

Vom Aussaugen und Kopfabschlagen
Ergänzende Bemerkungen zu Franz Stelzhamer

Stelzhamers Leben MundArt des Monats Mundart-Datenbank
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Ludwig Laher wurde 1955 in Linz geboren.
Er lebt in St. Pantaleon im Innviertel. Er wurde als Autor zahlreicher Bücher bekannt. Außerdem schrieb er für den ORF Hörspiele und Features.


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Stelzhamer
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Für Radio Oberösterreich hat Ludwig Laher ein Feature über die
antisemitischen Ausfälle Stelzhamers gestaltet. Die ungekürzte Fassung
wird in "Literatur und Kritik" erscheinen.
© by Ludwig Laher.

In Oberösterreich zumindest ist der Name Franz Stelzhamer jedem Kind vertraut. Eines seiner Mundartgedichte dient seit 1952 gar als offizielle Landeshymne, wia a Hünderl sein’ Herrn soll man, geht es nach dem Franz von Piesenham und den für diese Entscheidung verantwortlichen Landespolitikern, sein Heimatland lieben.
Ich bin ihm früh im Leben zum ersten Mal in einem Linzer Park begegnet. Spaziergänge mit meinen Eltern führten regelmäßig an der riesenhaften Statue eines gestrengen Mannes mit wallendem Haupthaar vorbei, der ein offenes Buch in der Hand hält.
Nun ist das mit dem offenen Buch bei Stelzhamer aber so eine Sache. Jahrzehntelang hielt ich ihn beispielsweise – was die Körpermaße anlangt – für wesentlich größer als er war, das Respekt einflößende Denkmal im Volksgarten hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
Jetzt sind, seit er geboren wurde, genau zweihundert Jahre vergangen. Eigentlich wäre es längst an der Zeit, leidenschaftslos zu überprüfen, was es mit diesem Mann auf sich und was er zu sagen hat, wie groß er wirklich ist. Daß das auch im Stelzhamerjahr 2002 in entscheidenden Bereichen nur unzureichend getan wurde, ist zwar unbegreiflich, aber immerhin ein Ausgangspunkt.
Wäre Franz Stelzhamer ein x-beliebiger, nicht übermäßig begabter österreichischer Dichter, der einst gelebt, ein gewisses Publikum gehabt hat und heute kaum mehr gelesen wird, ich käme mir mit meiner Forderung nach einer überfälligen öffentlichen Debatte zu hochaktuellen Facetten seiner widersprüchlichen Persönlichkeit ziemlich lächerlich vor.
Aber Stelzhamer ist eben weit mehr. Generationen von Mundartdichtern, Volkskundlern, Schulmeistern, aber auch Politikern haben ihn zur Allegorie des Landes ob der Enns hochstilisiert, zur Inkarnation von Tugenden und augenzwinkernd zu tadelnden Lastern, die den Menschenschlag hierzulande angeblich charakterisieren: Kein Kind von Traurigkeit sei er gewesen, gesellig und umgänglich, störrisch zuweilen, aber geradlinig; man habe gewußt, woran man war mit ihm; und seine Leichtlebigkeit, Spontaneität, waren sie nicht ebenso Manifestation jenes ungebrochenen Urlauts des Herzens wie seine kindliche Anhänglichkeit Mutter und Heimat gegenüber?
Vor allem dieser Anhänglichkeit wegen ist Franz Stelzhamer beider großer Sohn, eine Handvoll einschlägiger Gedichte dient denn auch als eindrucksvoller Beleg. Diese selektive Rezeption, diese apodiktische Vereinnahmung und demonstrative Ausstellung einer Künstlergestalt durch die Autoritäten eines Gemeinwesens sowie durch gehorsame bis gedankenlose Wiederkäuer aus dem Umfeld der Macht ist, historisch betrachtet, nichts Einmaliges. Daß man sich wie im Falle Stelzhamers bis zum heutigen Tag mit einem solchen Sinnstifter nicht wirklich umfassend auseinandersetzt, ihn ernst nimmt, indem man sein schriftstellerisches Werk in seiner Breite ernst nimmt und nicht nur eine verschwindende Minderheit von Mundartgedichten, das ist schon wesentlich einmaliger.
Anfang der neunziger Jahre habe ich, eingeladen, mir über Stelzhamer Gedanken zu machen, fast beiläufig auf kaum zwei Buchseiten den Hinweis gegeben, daß wir diesem Dichter unter anderem das bei weitem wüsteste antisemitische Pamphlet verdanken, das ich, der ich nicht nur selbst Schriftsteller, sondern auch Germanist bin, aus der Feder eines relevanten österreichischen Autors der Mitte des 19. Jahrhunderts je lesen mußte. Dieser schreckliche Text findet sich übrigens nicht an entlegener Stelle, etwa in einem völlig vergessenen Almanach oder einer weitgehend unbekannten Zeitschrift, wie vieles andere von Stelzhamers Prosa, sondern in seinem aus Gedichten und Essays selbst zusammengestellten Band mit dem Titel "Das bunte Buch", einer wahrhaft bunten Sammlung, die noch eine Reihe anderer, zurückhaltend formuliert, merkwürdiger Aufsätze enthält.
Ich wollte mich aus verschiedenen Gründen nicht selbst der Mühe unterziehen, ausführlicher darüber zu arbeiten, und ging ganz naiv davon aus, es käme nur darauf an, daß einer den Stein ins Rollen bringe. Immerhin hatte man sich einige Jahre zuvor endlich intensiv mit Österreichs jüngerer Vergangenheit zu beschäftigen begonnen. Was durchschnittliche, an sich weitgehend friedfertige Menschen in Dreiteufelsnamen dazu bringt, mit Schaum vor dem Mund offenbar grundlos gegen den Juden zu geifern, diese simple Frage schien mir brandaktuell, und zwar auch, ja sogar besonders außerhalb des engen zeitlichen Umfeldes der NS-Gewaltherrschaft.
Meine kurze Andeutung wurde von wichtigen Stelzhamer-Fachleuten durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen, mehrmals nachgedruckt, im übrigen aber blieb sie folgenlos. Geduldig, wie ich nun einmal bin, wollte ich abwarten, ob wenigstens die Publikationen im Umfeld seines 200. Geburtstages die skizzierten spannenden Fragen aufwerfen und gründlich behandeln würden, nichts an der Person und dem Werk Stelzhamers ist schließlich akuter, aus keiner Debatte dazu ließe sich mehr Nutzen für die Gegenwart ziehen.
Die Bilanz fällt, soweit ich es überblicken kann, ernüchternd aus, und so bleibt mir wirklich nichts anderes übrig, als selbst einen Beitrag vorzulegen, der den Rahmen eines bloßen Denkanstoßes übersteigt.
Gleich im vorhinein muß ich einigen möglichen Vorurteilen gegen meine Erkenntnisse und Schlüsse den Wind aus den Segeln nehmen. Nein, es geht mir nicht um die Demontage eines Denkmals, ob im Linzer Volksgarten oder anderswo. Zur Redlichkeit einer Auseinandersetzung, wie ich sie vorschlage, gehört es nämlich, das Kind nicht gleich mit dem Bad auszuschütten. Nein, ich werde nicht ahistorisch argumentieren, ich werde Franz Stelzhamer nicht zum Helfershelfer, zum Handlanger Adolf Hitlers ernennen, ihn nicht direkt mitverantwortlich machen für die beispiellosen Exzesse in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Und schließlich: Nein, ich werde niemandem, der sich intensiv mit Stelzhamer beschäftigt hat, irgendwelche Motive unterschieben, wenn er/sie aus welchen Gründen auch immer darauf verzichtete, die unterbelichteten Schattenseiten des Dichters schonungslos zu thematisieren.
Noch eins vornweg: Außer Frage steht, daß Veröffentlichungen über Stelzhamer in den letzten beiden Jahrzehnten manchmal endlich das seriöse Niveau zeitgemäßer germanistischer Auseinandersetzung erreicht haben. Hier ist vor allem Silvia Bengesser zu nennen, die jüngst mit dem akribisch erläuterten Briefwechsel zwischen dem Dichter und seiner ersten Frau Betty ein aufschlußreiches Dokument herausgegeben und mit der die Linzer Jubiläumsausstellung begleitenden Buchpublikation "Franz Stelzhamer. Wanderer zwischen den Welten" auch methodisch einen erfrischenden Weg gefunden hat, den Menschen und den Dichter vorzustellen. Mit Aussparungen allerdings, die es endlich zu ergänzen gilt.
Franz Stelzhamer hat unterschiedliche Angebote an sein Publikum gemacht. Seinem urwüchsigen Talent verdankt er, verdanken wir ein paar großartige Gedichte in obderennsischer, in Innviertler Mundart, präzise, klar, voller erstaunlicher einfacher, aber ergreifend poetischer Bilder. Oft gelingen ihm freilich auch nur einzelne Strophen, während andere Teile desselben Gedichtes markant abfallen, trivial, sentimental oder schlicht und einfach peinlich daherkommen. Und über vieles ist zu Recht der gnädige Mantel des Schweigens gebreitet.
Stelzhamer stand seiner eigenen Produktion nicht kritisch genug gegenüber, darüber haben schon manche Zeitgenossen geklagt, die es gut mit ihm meinten. Unfertig, geschmacklos und schülerhaft erschienen ihm viele von Stelzhamers Texten, meint etwa Stifters Verleger Gustav Heckenast, wodurch er den guten Eindruck, den einzelne vorzügliche Gedichte auf den Leser hervorbringen, wieder aufhebe.
Viel schlimmer jedoch ist Stelzhamers krasse Überschätzung seiner literarischen Fähigkeiten. Ich will dabei gar nicht näher auf seine frühen, kindlich eitlen Wettangebote eingehen, sein Name werde über kurz oder lang dereinst im Konversationslexikon stehen, und seine Nikolaus Lenau gegenüber ohne Anflug von Ironie geäußerte Rangliste der größten Dichter der Weltgeschichte richtet sich von selbst: Homer, Shakespeare, Calderon, Dante, Goethe, Stelzhamer.
In seinen Essays gefällt er sich denn auch darin, komplexe Themen schamlos zu vereinfachen, lächerliche Behauptungen, wilde Gerüchte als Prämissen einzuführen und selbstgewiß Urteile daraus abzuleiten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Daß sich Stelzhamer im Falle der häßlichen Aufsatzsammlung "Sybillinisches. Aus den zurückgelassenen Papieren eines Ausgewanderten" hinter einem großen, ihm wohlbekannten Unbekannten verbirgt, der ihm diese Manuskripte anvertraut haben soll, ist allein seiner großen Feigheit zuzuschreiben und der Erkenntnis, daß er sich damit weit außerhalb des tolerablen Diskussionsniveaus positioniert. Pech für ihn, er hat sich Vorarbeiten und Notizen dazu aufgehoben, sie finden sich zum Schrecken der Apologeten bis heute im Nachlaß.
Nun ist es durchaus nicht so, daß er sich seiner stets so gewiß gewesen wäre, daß er nie Selbstzweifel gehabt hätte. In seinen Briefen, sogar in manchen Gedichten finden sich erstaunliche Zeugnisse, wie hart er zuweilen mit sich ins Gericht geht. Aber diese Reflexionen bleiben völlig folgenlos, schon tags darauf ist alles vergessen, macht er denselben Blödsinn wieder.
Stelzhamer ist jähzornig, grenzenlos eifersüchtig, lebt monatelang in den teuersten Hotels der Großstädte, während Frau und Kind daheim fast verhungern, er ist opportunistisch, berechnend, macht ungeniert immense Schulden, auch bei Leuten, die selber nicht viel haben.
Ich will mich im folgenden aber allein auf den Rassisten, auf den Antisemiten Franz Stelzhamer beschränken und an Beispielen erläutern, warum es unabdingbar ist, zu diesem Autor kritische Distanz zu wahren. Er steht eben auch in den unrühmlichsten Bereichen für eine Variante des hier heimischen Menschenschlages. Die Liebe zur Heimat, zum Landschaftsdetail, zu Flora und Fauna, zu ihm – regional und individuell – vertrauten und sympathischen Menschen, der genaue, behutsame Blick auf die kleinen alltäglichen Dinge zeichnet seine Arbeit genauso aus wie sträfliche Verallgemeinerungen, unhaltbare Vorurteile, intellektuelle Anämie, wenn es um größere Zusammenhänge geht. Da steigert sich Franz Stelzhamer schon einmal in die unverblümte Aufforderung zum Völkermord hinein.
Darüber gälte es, meine ich, zweihundert Jahre nach seiner Geburt endlich ausführlich nachzudenken.

Zwei Jahre, bevor Franz Stelzhamer mit seiner ersten Lyriksammlung "Lieder in obderenns´scher Volksmundart" einiges Aufsehen erregt, stirbt 1835 nach 43 Jahren Regentschaft Kaiser Franz. Im Verein mit Staatskanzler Metternich ist der alte Kaiser hauptverantwortlich für die sprichwörtliche Friedhofsruhe, den absoluten gesellschaftlichen Stillstand nach dem Wiener Kongreß. Spitzelheere und eine drakonische Zensur haben zudem zahllose österreichische Intellektuelle und Künstler außer Landes getrieben.
Andere dafür haben es sich im Biedermeier behaglich eingerichtet und zelebrieren, sofern sie nicht zu den wirklich Bedürftigen gehören, ihr kleines Glück. Franz Stelzhamer widmet Kaiser Franz unmittelbar nach dessen Tod zwei affirmativ-naive Lobgesänge, die er auch in sein erstes Buch aufnimmt. Fünf Stunden wäre das lyrische Ich eines dieser Gedichte zu laufen bereit gewesen, nur um einmal persönlich einen Blick auf die Majestät werfen zu können. Und weiter heißt es im Original: Damit i ’n dert gsegn häd, / Wie schen dáß Er is; / Denn schen seyn und gut seyn / Is ain’s, das is gwiß.
Nein, da schwingt keine Ironie mit, Stelzhamer meint, was er sagt. Zwar spricht ihn sein Werk überzeugend von dem Verdacht frei, er setze reich und schön gleich, dieser Vorwurf wäre in der Tat absurd. Den schlichtesten Gegenständen, selbst armseligen Gestalten in Lumpen vermag er einen ästhetischen Reiz abzugewinnen, wenn er sich auf sie mit einer ihm dann eigenen Wärme und Zuneigung einläßt.
Aber er setzt oft genug schön und gut gleich. Und weil er äußerst subjektive Kriterien fürs Schönsein und fürs Gutsein hat, neigt er zum Beispiel dazu, vom Äußeren auf innerliche Qualitäten zu schließen. Dabei ist ihm keine noch so kühne Verallgemeinerung zu blöd, keine physiognomische Gemeinsamkeit zu platt und vordergründig.
Franz Stelzhamer, dessen vorbehaltlose Deutschheit von NS-Literarhistorikern mit einigem Grund in den höchsten Tönen gelobt wird, schreibt zum Beispiel ungeniert Sätze wie diesen: "Graz und seine wendisch-kroatischen Gesichter und Figuren wären nicht für mich zum längeren Genuße und Anblick." Mit seinem Bruder Peter, den er in der Steiermark besucht, hat er dauernd Streit, und in demselben Absatz, in welchem er wieder einmal seine mehrfach dokumentierte Abneigung gegen die slawischen Völker der Monarchie zum Ausdruck bringt (besonders, scheint’s, gegen ihr genetisches Eindringen in für das Deutschtum reklamierte Landstriche), in demselben Absatz also serviert Stelzhamer gleich noch eine besonders kühne These, um sich die unbequeme Frage zu ersparen, wer von den beiden Brüdern beim Streiten die besseren Argumente ins Treffen führen könnte: Der Pater-familias unserer Familie ist Franz. Peter ist ein Wasserschoß und trägt keine Frucht. Wir Fruchtbare dürfen uns nie beugen vor den Unfruchtbaren.
So skurril und gefährlich solche Aussagen für uns heute auch klingen mögen, bliebe es bei Einlassungen dieser Art, ich wäre geneigt, sie als, wenngleich nicht typisch, so doch einigermaßen verbreitet für die Weltaneignung vor hundertfünfzig Jahren zu relativieren. Gut, an Stelzhamer ist die Aufklärung offenbar ziemlich spurlos vorübergegangen, und seine krude, aus fundamentalchristlichen Quellen mitgespeiste sozialdarwinistische Antizipation läßt schon erahnen, daß er mit humanistischen Traditionen nicht viel am Hut hat, sich eher als engagierter Vorreiter denn als braver Nachbeter von allerlei Selektionsanmaßungen empfindet, aber einzigartig ist selbst das nicht.
Auch der gelegentlich chauvinistisch eingefärbte billige Spott gegenüber den Böhmen im Stile eines Kronen-Zeitung-Hausdichters ist zwar abstoßend, aber im Kontext der Zeit alles andere als einmalig. Stelzhamer beschwört das Gespenst der schleichenden Übervölkerung durch die Slawen mit Strophen wie diesen: "Und über die Buckeln – králln und kugeln – / Pani Behm – kreuz und quer; – / Doch mit Ainá kommt an d’Dainá - / nein, nöt Ainer – aber – mehr! // Und das Wosse – dobri, dobri - / Und de Most – und der Kost – /Wos de Obri – den Revier – / Schenkt, is dobri – bleib me hier!"
Alle anderen Erklärungsmöglichkeiten für die Migration aus Böhmen Richtung Süden blendet er geflissentlich aus und läßt die Tschechen kauderwelschen und radebrechen: Es gefällt uns an der Donau einfach besser, also siedeln wir uns da an, basta. Der Stammtischapplaus ist ihm sicher.
Antijüdische Ressentiments finden sich, wenngleich nicht allzu häufig, durchgehend bei Stelzhamer. Manchmal beläßt er es auch nur bei vielsagenden Anspielungen. Meine Recherchen haben allerdings ergeben, daß er schon früh über seinen Schatten gesprungen ist und vergeblich probiert hätte, bei einem jüdischen Mädchen anzukommen. Am 29. März 1830 notiert der 27-Jährige: "Sogar Judenevchen scheint mir schon wieder erkühlet, was mir liebende Zuneigung schien, ist nur Triumph ihrer Eitelkeit. Das Judengesinde hat kein Herz. Darum ruft meins auch in ihrer Nähe: Fort, fort vom blendenden Flitterglanz." Schon in diesem frühen Dokument zeigt sich Stelzhamers fatale Neigung, vom Individuellen aufs Völkische zu schließen. Die Enttäuschung, zurückgewiesen worden zu sein, führt der tatsächlich Verblendete schlicht auf typisch jüdische Herzlosigkeit zurück.
Natürlich steht der Jude bei Stelzhamer auch synonym für Wirtschaftsmacht und Reichtum, dieses Klischee serviert er ebenfalls ab den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts. Allerdings, so meint er in seinem Gedicht "An das Geld", zeichne Raffgier nicht allein den Juden aus: "Du bist das Kalb, das gold’ne, / Dem Jud und Heid und Christ / Mit Inbrunst und Zerknirschung /Ganz, ganz ergeben ist."
Doch nimmt Franz Stelzhamer trotz dieser Einsicht gern Gelegenheiten wahr, das Publikum unterschwellig mit einschlägigen Stereotypen zu bedienen. Unter den erst 1855 erschienenen, aber zumeist früher verfaßten hochdeutschen Gedichten treffen wir auf ein vergleichsweise harmloses, dennoch besonders erhellendes Beispiel, das auch das Schlüsselmotiv der Zurücksetzung des (Stelzhamerschen) Ich beinhaltet: "Im Posthof weile ich am Schalter, / Wo man die Briefe giebt hinein, / Wie an der Blume weilt der Falter – / Mein Brief darf nicht der erste sein! // Sieh, ein Hebräer kommt und wälzet / Hinab sein mächtiges Packet; / Dann kommt ein Dandy angestelzet / Mit einem zierlichen Billet." Ganz klar, der Jude, als Hebräer übrigens besonders deutlich als fremdes Element hervorgehoben, kann sein riesiges Paket gar nicht mehr schleppen, wälzen muß er’s, und der grazile Dandy mit dem zierlichen Billet kontrastiert dazu vortrefflich. Hätte es auch umgekehrt sein können? Bei Stelzhamer garantiert nicht.
Salzburg verfällt nach dem Verlust der Selbständigkeit des bis zum Schluß religiös-militant-intoleranten kirchlichen Staatsgebildes und dem Anschluß an Oberösterreich rapide. Franz Stelzhamer läßt sich zu diesem Thema folgendes merkwürdige Gedicht einfallen: Ueberall hörn – sehn und lesen / Kannst wie schön – es einst gewesen – / Uebrall liegt – die todte Pracht – / Todte Pracht – gute Nacht! // Was gewesen – im Jenseits ruht – / Mag kein Christ – kauft kein Jud – / Mir als Christ – zwar thuts leid – / Der größte Jud – aber ist die Zeit. Wie Stelzhamer in diesem Zusammenhang auf Christen und Juden kommt, ist wohl – wenn überhaupt – nur ihm einsichtig. Tut’s ihm als Ex-Salzburger Gymnasiast und Christ leid, daß der Christ tote Pracht nicht mag oder daß der Jude sie nicht kauft? Und wenn er uns expressis verbis auch vorenthält, warum die Zeit der größte Jud ist, eines schwant uns, und zwar nichts Gutes.
Mit seinem "Jude" übertitelten Essay aus dem Jahre 1852 jedoch überschreitet Franz Stelzhamer endgültig jede entschuldbare Grenze der Zumutung. Um glaubhaft zu vermitteln, auf welch unsägliches Niveau er sich ohne Not begibt, muß ich einige Passagen daraus wörtlich zitieren, zunächst den Anfang:
"Kein Volk der Erde hat nach seinem politischen Ableben mit einer solchen Zähigkeit, ja völligen Unumbringbarkeit fortgedauert, wie der Jude. Wo ist die Blüthe der Menschheit, der edle Grieche, wo ist die Kraft der Menschheit, der riesige Römer? Wo ist das Volk, das die ewigkeittrotzenden Pyramiden thürmte und ihre Wände beschrieb mit den unauflöslichen Hieroglyphen. (...) Verschwunden. – Verhallt wie brausende Stürme, wie reißende Wässer abgelaufen! Der Jude, der so Großes nie gethan – etwa weil er es nicht gethan hat? – besteht. Besteht in zahlloser Menge und mit unberechenbarem Einfluß auf die Geschicke der Völker. Scheinbar ohne politisches Recht, ohne politischer Macht, legt er doch, so oft die Wagschalen schwanken, sein m a t e r i e l l e s Gewicht auf diese oder jene Seite und bringt die Wage wieder zum leidlichen Stillstand. – In alle Welt zerstreut, schlingt er sich, bald dünner, bald breiter, immer aber in innigstem Zusammenhang in fast unerforschlichen Windungen und Krümmungen, ein R i e s e n b a n d w u r m , um die Ernährungsorgane eines jeden kultivirten Staatskörpers, und wie oft man ihn auch abzutreiben versucht hat, man gewann, nicht so glücklich wie beim kleinen im menschlichen Körper, bis jetzt nur größere oder kürzere Stücke, nie aber den Kopf selbst."
Franz Stelzhamer bedient sich achtzig Jahre vor den Nazis bereits nahezu aller rhetorischer Versatzstücke, die deren Hetzpropaganda gegen die Juden kennzeichnet: Zu nennen wäre da zunächst einmal der über weite Strecken des Textes konsequent durchgehaltene penetrante Singular: der Jude. Stelzhamer weiß seitenlang Furchterregendes über den Juden zu berichten, irgendeine Form von Differenzierung scheint ihm von vornherein überflüssig.
Wenn er dagegen in einem Gedicht beispielsweise, sagen wir, auf Vögel zu sprechen kommt, ist es ihm durchaus ein Anliegen, die ganze Vielfalt der gefiederten Freunde anschaulich in lautmalende Worte zu fassen: "’s Lercherl steigt in d’Heh, ’s Blomaiserl pfigatzt und a’s Raothmándel stigatzt in da Leithen so schen. Da wispelt mein Zeiserl, und alle sind sie da, Ámerling und Schwäuberl, Hánöfferl und Däuberl."
In seiner kleinen Bibliothek findet sich zum Beispiel Heinrich Heine, und zumindest den Dichter des Buches der Lieder schätzt Stelzhamer außerordentlich. Es ist auch so gut wie auszuschließen, daß dem langjährigen Studiosus etwa die Leistungen jüdischer Philosophen von Spinoza bis Moses Mendelssohn gänzlich verborgen blieben, dessen Enkel Felix übrigens zu Lebzeiten Stelzhamers als musikalisches Wunderkind Schlagzeilen machte und, wie gleichzeitig Giacomo Meyerbeer, als Komponist berühmt wurde, alles vor 1852, als der Mann aus Piesenham kühn behauptet, der Jude habe nie Großes getan.
Die aparte Tiermetapher vom Riesenbandwurm und ihre ekelerregenden Konnotationen verweisen – wie später im Nazijargon – drastisch auf das angeblich jüdische Schmarotzertum. Ich muß zur Steuerung der Wahrheit an dieser Stelle den Spieß umdrehen und den Essayisten Stelzhamer an eine nicht weit zurückliegende Begebenheit erinnern: Der leichtlebige Franz hat wieder einmal seine gesamte Barschaft durchgebracht und daher die besten Aussichten, Anfang November 1849 weit weg vom Innviertler Zuhause unter einer Brücke schlafen zu müssen, außer, ja, außer –
Aber lassen wir ihn doch selbst erzählen: "Mein ganzes Vermögen bestand in 1 Viertel Banknote, das Schiff wußte ich mir ohnehin gratis zu verschaffen – so kam ich nach Wien, und wo meinst Du wohl, daß ich meine Einkehr genommen? – Beim Juden Sulzer. Ich hatte ihn von Linz aus bereits bereits von meiner Ankunft unterrichtet und so ging ich denn wiewohl nicht ohne Bangen bei schon eingebrochener Dämmerung zu ihm und – ward freundlich aufgenommen. Aber mein liebes Weib das waren bis auf 3 Tage von jetzt, schlimme Tage: Die düstere Seitenstättergasse, das Kindergeschwurr und – er hatte nichts anderes – das elende Liegen Nachts auf einem zu kurzen alten Kanapee unter einer schlechten unapetitlichen Decke."
Mit dieser bezeichnenden Episode im Ohr lade ich ein, Stelzhamers weiteren Ausführungen in seinem unappetitlichen Judenessay zu folgen, den er allerhöchstens zwei Jahre später verfaßt haben muß: "Die Völker ringen um Vorrang und Macht, die Völker wetteifern in Kunst und Wissenschaft, in Entdeckung und Erfahrung, die Völker opfern Gut und Blut für Fürst und Vaterland; der Jude sieht zu, zufrieden, daß er heute oder morgen, da oder dort seinen Bandwurmrüssel, gleichviel, an die offene Wunde, oder an die Errungenschaft anlegen kann und – s a u g e n.
Auch an dieser Stelle zur Illustration ein kleiner Kontrapunkt: Salomon Sulzer, vielleicht nicht der, immerhin jedoch ein Jude, wenig begütert, 48er Revolutionär, Ober-Kantor der israelitischen Kultusgemeinde in Wien, stiftete dem von ihm geschätzten Stelzhamer 1846 sogar einen Freundschaftspokal, der sich noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Besitz von Stelzhamers Enkel befand.
Jeder natürliche Erwerb oder Gewinn, belehrt uns der solcherart beschenkte Stelzhamer, gut möglich mit dem Blick auf den Silberpokal, jeder natürliche Erwerb oder Gewinn hat den Zweck, daß man sich und die Seinen fördere und erhebe; der Jude allein erwirbt, daß er – habe, gibt es dann seinen Kindern und schärft ihnen ein, dazu nur wieder zu erwerben, auf daß sie – haben.
Zu den größten Förderern Franz Stelzhamers in dessen Wiener Zeit zählte ausgerechnet der aus Böhmen stammende Jude Ludwig August Frankl. Der uneigennützige Herausgeber anspruchsvoller Zeitschriften, etwa des "Oesterreichischen Morgenblattes" und der "Sonntagsblätter", Archivar der Israelitischen Kultusgemeinde, Arzt und aufrechte Demokrat Frankl erinnert sich im Alter einer Audienz beim österreichischen Kronprinzen und ungarischen König Ferdinand. Er arbeite gerade an einem Buch über Andreas Hofer, erläuterte der damals 22-Jährige seiner gemütvollen, geistig eingeschränkten Majestät. Warum er dann Medizin studiere statt Geschichte, wollte Ferdinand wissen: "Da hätten Sie mehr Zeit und könnten einmal Professor draus werden." Frankl erwiderte: "Das würde mich als ein schönstes Ziel beglücken. Aber in Österreich kann ein Jude nicht Professor werden." – "Ah so!" meinte der Kronprinz. Es ist nicht überliefert, daß Franz Stelzhamer sich energisch gewehrt hätte, vom Hebräer Ludwig August Frankl publiziert und protegiert zu werden.
Doch zurück zum Judenessay: Den Juden, die nach den Worten Stelzhamers an Ungerechtigkeit, an Meineid und Treuebruch, an Schandthaten aller Art kein anderes Volk unübertroffen ließen, präziser noch: dem Juden im kollektiven Singular müßte also endlich konsequent der Kopf samt Bandwurmrüssel abgeschlagen werden, damit er uns nicht länger aussaugen kann, damit er uns, leistungsfeindlich und kulturlos, wie er nun einmal ist, nicht glatt noch überleben kann, damit er nicht mehr an seinen grausamen, unduldischen Gott Jehova glauben kann, damit die Christenmenschen sich nicht mehr vor ihm fürchten müssen und so weiter und so fort.
Der Autor stützt seinen Genozidvorschlag, seine Anregung zum Völkermord also mit einer Reihe von absurden Begründungen, die wir als Nach-Nachgeborene, wie gesagt, so oder so ähnlich von seinem engeren Innviertler Landsmann Adolf Hitler im Ohr haben. In den unveröffentlichten handschriftlichen Notizen zum Judenessay (ad: Juden), wohl aus der ersten Jahreshälfte 1851, steht zum Beispiel der Satz: "Und endlich finden die Geistlichen dieselbe Verachtung wie die Juden, weil sie sich gleich jenen einbilden von Gott bevorzugt zu sein. Franz Stelzhamer war sich also sehr wohl bewußt, daß, was er den Juden als Mühlstein umhängt, eigentlich alle intoleranten Religionskünder angeht, und damit einen fanatischen katholischen Geistlichen viel mehr als einen agnostischen Juden. Nur: So viel Differenzierung hätte Stelzhamer um die Möglichkeit gebracht, den Juden als alleinigen Sündenbock für alles und jedes verbal auf den Scheiterhaufen zu zwingen, und der bayerische Ministerpräsident, dem er das "Bunte Buch" widmet, hätte auch nicht viel Freude damit gehabt.
Franz Stelzhamer hat die Leichenberge in den Konzentrationslagern nicht sehen müssen, das ist wohl wahr, aber fast bin ich geneigt, in seinem Fall von der Gnade der frühen Geburt zu sprechen, denn die simple Weisheit jenes Gedichtes von Erich Fried, wonach die Frösche, nach denen die Kinder aus Spaß mit Steinen werfen, im Ernst sterben, sollte auch ihm zugänglich gewesen sein: Wie, lieber Franz von Piesenham, wie stellst du dir denn die Umsetzung deiner Anregungungen vor außer so ähnlich, wie’s gemacht wurde?


Duri’s Tal bin i gláffen, / Áf’n Höchel bin i glögn, / Und dei Sunn had mi trickert, / Wann mi gnötzt had dein Rögn. In der oberösterreichischen Landeshymne folgen diese Zeilen unmittelbar auf die erste Strophe mit der hündischen Liebe zum Herrn als Metapher für das erstrebenswerte Verhältnis zwischen Bürger und Heimatland.
Was für ein Unterschied. Hier wird nichts mehr gefordert, angeraten, überhöht, hier wird aus der unmittelbaren Erfahrung reinste Poesie. Jawohl, möchte ich da sagen, jetzt ist mir vollkommen klar, warum du so hängst an dieser Gegend, mehr Worte braucht es nicht.
Und ich stelle mir mit einigem Vergnügen vor, daß Stelzhamers Verse in der Sprache patagonischer Indios genauso gültig sein würden wie auf norwegisch oder zulu. Oder auf hebräisch.
Niemand hätte etwas davon, Franz Stelzhamer zu ächten. Im Gegenteil: Gerade eine schillernde Figur wie er bietet sich mehr als andere an, entscheidende Fragen zu stellen. Ich bilde mir übrigens nicht ein, besonders gute Antworten auf Lager zu haben, aber das tut nichts zur Sache.
Warum um alles in der Welt schreibt dieser Mensch solch grausliches Zeug? Hofft er, der zu Zeiten des "Bunten Buches" vor genau 150 Jahren ziemlich mittellos in München lebt, potentiellen Gönnern mit antisemitischen Ausritten zu imponieren? Er widmet den schrecklichen Band dem bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig von der Pfordten, wie er auch andere Schriften von den gekrönten Häuptern selbst bis zum hohen oberösterreichischen Landtag jedem denkbaren Geldgeber demütig zu Füßen legt. Ab 1862 bekommt der Urheber auch all dessen, was ich hier in Ausschnitten vorstelle, schließlich den erhofften jährlichen Ehrensold des Landes Oberösterreich auf Lebenszeit.
Um es noch einmal deutlich zusammenzufassen: Franz Stelzhamer geht weit über den in frühen deutschnationalen Kreisen damals üblichen Salonantisemitismus hinaus. Für opportunistische Zwecke hätte er es wohl wesentlich billiger geben können. Sein unerträgliches Engagement jedoch läßt zumindest vermuten, daß er – oft wider besseres Wissen – eins zu eins sagen will, was er schreibt.
Warum kratzt das, zumindest in den letzten Jahrzehnten, niemanden? Nicht den altehrwürdigen Stelzhamerbund mit seinen Hundertschaften an Mitgliedern, nicht die Germanistik, nicht die Medien, nicht die politisch Verantwortlichen in Oberösterreich, die sich bei einschlägigen Anlässen Stelzhamers so gern bedienen?
Etwa, weil niemand die Werke des großen Dichters liest, wenn man von einer Handvoll Gedichte absieht? In der Neuerscheinung "Franz Stelzhamer. Wanderer zwischen den Welten" wird immerhin ein vergleichsweise harmloser Essay aus dem "Bunten Buch" abgedruckt und problematisiert. Zu Recht scheint der Herausgeberin Stelzhamers Verteufelung der bürgerlich-republikanischen Ideale "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" (...) unverständlich radikal. Aber selbst diese 2002 erschienene avancierteste Stelzhamer-Publikation überhaupt schweigt sich zu seinem extremen Antisemitismus völlig aus.
Franz Stelzhamer hat Juden gekannt und, das läßt sich belegen, Zuwendung und Respekt von ihnen erfahren. Vielleicht haben ihn andere Menschen, die zufällig Juden waren, enttäuscht, wir wissen es nicht, wenn man einmal vom Judenevchen absieht. Nichts davon würde seine Tiraden rechtfertigen. Es gibt keine Ursache, gerade deshalb ist mein Schrecken über sein hirnverbranntes Geschwafel so groß.
Ein Aphorismus Stelzhamers lautet: Wer über andere schimpft, ist mit sich selbst unzufrieden. Natürlich ist auch dieser Satz in der für den Autor typischen Verallgemeinerung zurückzuweisen. Manchmal wird es aber schon so sein, besonders bei Stelzhamer selbst. Daß es zu gewissen Zeiten nicht dabei bleibt, daß der Weg vom Wort zur Tat ein erschreckend kurzer sein kann, wir wissen es, ich habe mich erst kürzlich in meinem Roman Herzfleischentartung damit intensiv auseinandergesetzt. Mitten in der scheinbaren dörflichen Innviertler Idylle wurden 1940 und 1941 zwei NS-Gaulager eröffnet. Auf offener Dorfstraße wurden Unschuldige auf dem Weg zur Zwangsarbeit erschlagen, hinter Stacheldraht wurde sadistisch gefoltert und unter anderem mit der Ausrottung der kompletten autochthonen oberösterreichischen Sintiminderheit – Männer, Frauen und viele kleine Kinder - begonnen, ein großes Werk, das in Polen erfolgreich abgeschlossen wurde. Organisiert und durchgeführt haben dies keine ausgewiesenen Monster, sondern Menschen wie du und ich, gestandene Oberösterreicher, die vor und nach der Hitlerherrschaft nette Familienväter und oft genug mit öffentlichen Ämtern ausgestattete Ehrenmänner waren, für ihre Verbrechen dagegen kaum bis nie zur Verantwortung gezogen wurden.
Auch Franz Stelzhamer steht für die Unbegreiflichkeit menschlicher Abgründe. Als Held und Vorbild taugt er schlecht, als personifiziertes Problem, um das wir uns nicht herumdrücken dürfen, kommt ihm und seiner Rezeption dagegen gerade heute besonders aktuelle Bedeutung zu.