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Stelzhamer-Erstdrucken


Hans Dieter Mairinger

Wohl dem, der eine Heimat hat

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Hans Dieter Mairinger,
geboren 1943.
Soziologe und Pädagoge.
Wohnt in St. Georgen/Gusen und Linz/D..

Zahlreiche Lesungen im In- und Ausland, sowie Arbeiten für Rundfunk und Fernsehen; Autor zahlreicher Bücher.


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Artikel zu Franz Stelzhamer


Heimat ist für jeden Menschen eine existentielle Notwendigkeit. Wer heimatlos ist, ist entwurzelt, dem fehlt ein wesentlicher Teil seiner Identität.
Dabei gibt es Menschen, die freiwillig ihre Heimat aufgegeben haben, und solche, die aus ihrer angestammten Heimat vertrieben wurden. Beide sind heimatlos, oder es fehlt ihnen ein Stück ihrer Identität, beide sind bewusst oder unbewusst auf der Suche nach ihrer Heimat.
Natürlich kann man auch eine neue Heimat, einen Ersatz für die verlorene Heimat finden. Und dennoch bleibt ein Rest von Sehnsucht nach Heimat ungestillt. Wie groß dieser Rest ist, hängt wohl davon ab, wie intensiv das ursprüngliche Heimatgefühl war, wie lange jemand der ursprünglichen Heimat verbunden war.
Was gehört nun zum Begriff Heimat? Das kann für jeden etwas anderes sein und hängt wesentlich von der Sozialisationsgeschichte des Einzelnen ab.
Der eine hält einen geographischen Ort für einen wesentlichen Aspekt von Heimat. Der andere zählt gelungene soziale Beziehungen zu seinem Begriff von Heimat. Wieder ein anderer sieht sein berufliches Umfeld als Heimat an. Auch eine bestimmte Kultur kann als wesentlicher Bestandteil von Heimat angesehen werden, wozu Feste, Esskultur, Religion, Baukultur usw. gehören.
Aber alle sind sich wohl einig darüber, dass die Herkunftssprache, die regionale Mundart, ganz wesentlich zu dem gehört, was man unter Heimat versteht. Heimat ist also zu einem großen Teil Sprachheimat, Übereinstimmung der eigenen Ursprungssprache mit der Sprache einer bestimmten Region, in der man lebt oder lebte.
Wer hat nicht schon das wohlig-heimatliche Gefühl erlebt, als er irgendwo im Ausland die heimatliche Mundart hörte? Sogleich steigen Erinnerungen an heimatliche Gefilde, an vertraute Personen und an regionale Besonderheiten auf. Wenn Heimat vor allem auch Sprachheimat ist, so ist logischerweise Heimatpflege (Pflege des Heimatgefühls) ohne Pflege der Heimatsprache (Herkunftssprache, Mundart) nicht vorstellbar. Dabei ist Pflege in Hinsicht Sprache besser mit Gebrauch zu umschreiben, denn Sprache wird am besten gepflegt, indem sie verwendet, gebraucht wird. Eine Sprache, die nicht gesprochen wird, stirbt, so ist es auch mit der Mundart. Sie lebt so lange, solange sie im Alltag gesprochen wird, und natürlich auch dadurch, dass sie zum Werkzeug der Dichter wird, wobei Alltagssprache und Dichtkunst ja eng zusammenhängen.
Es geht also bei der Mundartpflege nicht darum, Sprache zu konservieren, sondern Bedingungen zu schaffen, dass die Mundart im Alltag ihren adäquaten Platz behält bzw. erhält.
Dieser Alltag heißt auch Schule, wo die Mundart neben der Hochsprache auch ihren Platz hat.
Es ist zwar unabdingbar und wichtig, dass die Schüler in der Schule die Standardsprache über das Sprachmodell der Lehrer lernen. Das ist deshalb so wichtig, weil sonst eine Art von Diskriminierung entstünde, wobei hochsprachlichen Verkehrskreisen aus dem Weg gegangen würde.
Neben der Standardsprache aber soll der Schüler auch die regionale Mundart gebrauchen und schätzen lernen, um Heimatverbundenheit und Heimatgefühl aufbauen zu können. Heimat ist also nicht so sehr etwas, das man wissensmäßig lernt, sondern etwas, das man durch aktiven Gebrauch der regionalen Mundart und aktives Eingebundensein in die regionale Kultur (Feste, Bräuche, regionale Besonderheiten usw.) erlebt und so internalisiert.
Damit wird Heimat zu einem wesentlichen Teil des Ichs und der sogenannten Ich-Identität.
Die Schule und ihre Lehrer tragen also wesentliche Verantwortung für den Aufbau dieser Identität bei ihren Schülern. Nach wie vor gilt der Satz von Anton Wildgans: "Wohl dem, der eine Heimat hat." Und es ist eine schöne Aufgabe zu dieser Heimat einen Beitrag zu leisten.



Artikel von Hans Dieter Mairinger: Wohl dem, der eine Heimat hat