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Ein Artikel von Dr. Elisabeth Schiffkorn
(erschienen im EuroJournal Linz - Mühlviertel - Böhmerwald Heft 3/2003)
Wilhelm Niederhuemer fiel bei Gesprächen auf, dass viele der Ausdrücke nur mehr selten verwendet werden, die er in seiner Kindheit von seiner Mutter gehört hatte. "Wir reden heute alle eine oberösterreichische Umgangssprache und nicht mehr im Dialekt", stellte er fest und begann, hellhörig geworden, den ab und zu fallenden Dialektausdrücken mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Wilhelm Niederhuemer: "Viele Bewohner der Region verstehen gewisse Mundartausdrücke gar nicht mehr, zu meinem Erstaunen auch viele aus dem bäuerlichen Bereich." Das war der Beginn der die Idee, die bereits seltenen Mundartausdrücke zu sammeln und in einer Dokumentation festzuhalten. "Ich habe zuerst alles aufgezeichnet, was ich selber wußte. Vor allem bei Gesprächen mit Gleichaltrigen fallen hin und wieder mundartliche Wendungen, die einst in der Kindheit gehörte Ausdrücke mir wieder in Erinnerung rufen."
Vor etwa zwei Jahren begann Wilhelm Niederhuemer mit seinen Aufzeichnungen. Im letzten halben Jahr entwickelte er eine eigene schriftliche
Darstellung: "So nah wie möglich der Schriftsprache, aber möglichst phonetisch, so wie man spricht. Man muß Kompromisse machen, jedoch nicht auf Kosten der Verständlichkeit."
Wilhelm Niederhuemer entwickelte eine dreigeteilte Aufzeichnung. "Zuerst kommt der Mundartausdruck, wenn es eine Übersetzung in die Schriftsprache möglich ist, wird daneben der hochsprachliche Ausdruck vermerkt, danach kommt die Erklärung, notfalls mit Beispiel und Satz. Den Hauptwörtern wird je nach Geschlecht ein "der, die das" beigestellt, die Zeitwörter werden in der Nennform aufgelistet.
Die Idee ein Mundartwörterbuch des Bezirkes Linz-Land herauszugeben, verwarf Wilhelm Niederhuemer bald, denn im Laufe der Arbeit hatte sich herauskristallisiert, daß nicht nur in der Sprechweise, sondern auch in der Bedeutung einzelner Worte so große Unterschiede bestehen, daß sich eine Beschränkung auf das Florianer Landl sich als sinnvoll erwies: "Da wird heute noch einheitlich gesprochen." Eine Beschränkung auf die vier Gemeinden erwies sich auch aus dem Grund als sinnvoll, da die bisher gesammelten Ausdrücke bereits einen Umfang von 500 Seiten ausmachen.
So heißt zum Beispiel im Ipftal der erste Knecht am Hof "Hausknecht". In Kirchberg-Thening hingegen "Baurknecht".
Im Unterschied zur Hochsprache beschränkt sich Mundart auf weniger Ausdrücke. Ein Ausdruck hat oft mehrere Bedeutungen. "Das merkt man erst, wenn es im Satz gesprochen wird. Ein Wort hat oft mehr Bedeutungen, es steht im Mundartwörterbuch daher nie allein, sondern stets im Satz."
Zur Absicherung seiner Feldforschung steht Wilhelm Niederhuemer eine Gewährsperson in Niederneukirchen zur Seite. "Diese Bäuerin spricht noch den Urdialekt. Wenn ich einen Mundartausdruck aufschnappe, notiere ich ihn. Wenn ich nicht sicher bin, ob ich die Bedeutung richtig im Kopf behalten habe, rufe ich an, fast immer erhalte ich eine Bestätigung."
Das Sammeln wurde für Wilhelm Niederhuemer in den letzten Monaen zur Leidenschaft: "Es ist kein Arbeiten im engeren Sinn, sondern ein Hobby."
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