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Fotos: r. oben - Hans Schopfhagen / r. Mitte - Der Mundartband "Aus dà Hoamat" / r. unten - v.l.n.r. Brosch, Zötl Cezek, Teitinger, Hebsacker
unten - St.- Veit der Heimatort von Hans Schnopfhagen
Ein Artikel aus dem EuroJournal
Linz - Mühlviertel - Böhmerwald, Heft 3/2002
Autor: Felix Manzenreiter
www.eurojournal.at
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Wenn heuer zum Ausklang der vielen Feiern anlässlich der 200. Wiederkehr der Geburt unseres großen Volksdichters Franz Stelzhamer die Teilnehmer wieder jenes einigende Gefühl der Zusammengehörigkeit empfinden, das uns Oberösterreicher beim gemeinsamen Singen unserer Landeshymne mit der das Gemüt so anregenden Harmonie von Text und Melodie erfasst, so ist das auch dem in Schärding geborenen Dr. Hans Zötl (1846 - 1938) zu verdanken. 10 Jahre lang Bezirksrichter in Bad Leonfelden, machte er den Mühlviertler Ort quasi zur Geburtsstätte von Hoamatland. Daß Dr. Zötl eigentlich damit ein populäres Volkslied schaffen wollte, bei dem Franz Stelzhamer und Hans Schnopfhagen als Dichter und Komponist unbekannt bleiben sollten, beweist eine Notiz in der Sammlung der Enkelin.
Dr. Zötl, bis zum Zweiten Weltkrieg Initiator aller großen Stelzhamer-Gedenkveranstaltungen im Land ob der Enns, war 1882 Gründungsmitglied des satzungslosen Stelzhamerbundes. Er leitete ihn ab dieser Zeit auch kaum glaubliche 56 Jahre.
Er sah in der Würdigung der Werke Franz Stelzhamers und auch in deren Verbreitung unter seinen Landsleuten in Oberösterreich seine Lebensaufgabe. Um sein großes Anliegen zu verwirklichen, gab er unter anderem unter beträchtlichem persönlichen Einsatz bis 1937, vorerst zusammen mit seinen beiden Mitbegründern des Stelzhamerbundes Dr. A. Matosch und Dr. H. Commenda, im Selbstverlag, die auch zur Förderung der Mundart gedachte Buchreihe "Aus dà Hoamat" heraus. In insgesamt 31 Bänden sind alle Mundartdichtungen und viele andere Werke Stelzhamers, aber auch die Gedichte der übrigen bedeutenden Mundartdichter des 19. Jahrhunderts aus dem Land ob der Enns, gedruckt erschienen. Darunter auch Gedichte, die Dr. Zötl unter dem Pseudonym Hans Kunz schrieb.
Im vom Lehrer und Komponisten Hans Schnopfhagen (1845 - 1908) redigierten Liederteil des ersten Bandes von 1885 wollte Dr. Zötl eines seiner Lieblingsgedichte von Stelzhamer, das 1841 erstmals in Stelzhamers Gedichtband "Neue Gesänge in obder-enns´scher Volksmundart" gedruckte "´s Hoamatgsang" der Öffentlichkeit auch als Lied präsentieren, hatte dafür aber keine Melodie.
Dem Freund gewidmet
In den Erinnerungen an ihren Vater schreibt Berta Steininger, geb. Schnopfhagen, dass Dr. Zötl, von 1885 bis 1895 Bezirksrichter in Bad Leonfelden, dort an Liedertafelabenden ihren Vater auf die Schönheiten unserer Mundart aufmerksam gemacht und zum Vertonen von Dialektdichtungen gebracht hat. Bei einer gemeinsamen Vorbereitung des schon angesprochenen Liederanhangs mit Dr. Zötl summt Schnopfhagen die von ihm selbst für das die Unrast im Menschen ansprechende Mundartgedicht Stelzhamers komponierte Melodie "Da gehat Schuasta":
I roas hi, i roas he, i roas af, i roas zua,
I bi halt ön gehatn Schuasta san Bua...
Dr. Zötl hört aufmerksam hin und findet heraus, dass diese sanfte Weise auch zum Stelzhamer-Gedicht ´s Hoamatgsang, für das er noch immer eine Melodie sucht, passt. Er kann den aus Oberneukirchen stammenden Komponisten davon überzeugen, dass die Melodie besser mit Stelzhamers großartigem Heimatgedicht harmoniert. Der Schulleiter in St. Veit im Mühlkreis schließt sich offensichtlich gerne der Meinung seines Sangesbruders an, denn er widmet das neue Lied sogar seinem Freunde Dr. Hans Zötl. So steht der erstmaligen Vorstellung des Liedes ´s Hoamatgsang im musikalischen Anhang des ersten Bandes "Aus da Hoamat" nichts mehr im Wege.
Ein neues Lied wird bekannt
Erstmals bei einer öffentlichen Veranstaltung wird "´s Hoamatgsang" am 3. November 1885 bei der feierlichen Eröffnung der vom Kinderfreund Joseph Mayrhofer, Besitzer der Lederfabrik am Eingang des Haselgrabens, gestifteten neuen Volksschule in Kirchschlag gesungen. Berta Steininger erinnert sich auch an diese Schulhaus-Eröffnung, die ihr Vater gestaltet hat. Er war mit einem Streichsextett aus St. Veit i.M., seinen Kindern und Schulkindern aus St. Veit trotz der kalten Jahreszeit im offenen Leiterwagen nach Kirchschlag gekommen. Die in warme Decken gehüllten Mädchen lachten, wenn die Buben immer wieder absteigen mussten, um sich durch Mitlaufen aufzuwärmen. Lustig war die Fahrt trotz allem.
Bei der Feier wurde dann durch die Kinder Hans Schnopfhagens Liederspiel "Aus dem hoamatlichen Landleben" erstmals aufgeführt, in dem Lieder und Deklamationen einander abwechseln. Die stimmungsvolle Aufführung wird von der Linzer Tages-Postals unvergesslich gelobt. Auch Dr. Zötl leistet beim Bau dieser Schule seinen Beitrag. Einer Bitte seines Vetters, des Lederfabrikanten, entsprechend, erledigte er die zeitaufwändigen Vorarbeiten für diesen Neubau.
Das Lied Hoamatland, wie man es später allgemein nannte, wird in der Folge vor allem vom Stelzhamer-Quartett mit dem damals als Spielmann bezeichneten instrumentalen Begleiter Gezek und den Sängern Dr. Zötl, den in Leonfelden tätigen Lehrern Brosch und Reittinger und dem Leonfeldner Buchbinder Hebsacker in allen Landesvierteln viel gespielt, aber bald auch in den Schulen zwischen Enns und Inn und von den damals Liederkränzchenoder Liedertafel genannten örtlichen Gesangsvereinen oft gesungen. Es wird in den folgenden Jahrzehnten so beliebt, dass man es inoffiziell bereits gerne als oberösterreichische Landeshymne bezeichnet und bei von Dr. Zötl veranstalteten Heimatabenden zum Abschluss schon stehend singt.
Dr. Zötl schreibt 1934 einmal, dass sich das Lied Hoamatland bereits zur oberösterreichischen Volkshymne hinaufgerungen hat. Das Lied wird auch außerhalb von Oberösterreich bekannt. Im Jahre 1902 wird zum Beispiel zur großen Freude von Hans Schnopfhagen bei einer Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag Stelzhamers im Großen Musikvereinssaal in Wien, in Anwesenheit des damaligen Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger und anderer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, "´s Hoamatgsang" einst schon vom berühmten "Wiener Männergesangsverein" gesungen. Nachhaltigen Eindruck vermittelnd, wie die Wiener Presse berichtet. Bei dieser Veranstaltung trägt die k. k. Hofschauspielerin Katharina Schratt Stelzhamer-Gedichte vor.
Eine Gedächtnisnotiz als Beweis
Die große Popularität des Hoamatland reizt manche Menschen, die Entstehungsgeschichte dieses Liedes herauszufinden. Dr. Zötl macht sich 1930 in liebenswürdiger Weise über diese Forscher lustig und schreibt in seinem Artikel "Wie ein Volkslied entsteht und was drum und dran hängt" in der Eferdinger Zeitung, wie das Lied entstanden ist, ohne allerdings seine eigene Rolle dabei zu verraten. Seine Beteiligung beweist eine Notiz auf dem abgebildeten Notenblatt aus dem Jahre 1884. Das vergilbte Original ist heute im Besitz der Enkelin Dr. Zötls, Frau Elisabeth Hueber, aus Linz.
Die nach dem Tod von Hans Schnopfhagen von Dr. Zötl auf den rechten Rand geschriebene Gedächtnisnotiz ist schwer lesbar und soll deshalb, wie folgt, wörtlich wiedergegeben werden:
Diese Melodie war also von Schnopfhagen anfänglich bestimmt für den Text "Da gehat Schuasta", bei unserer Besprechung des musikalischen Anhanges zum I. Band "Aus da Hoamat" am St. Johannstag 27.12.84 in meiner Wohnung in Urfahr Hauptstr. 77
hat er über meinen Vorschlag den Text "´s Hoamatland"
untergelegt, für den ich noch keine Melodie hatte. Zötl. 8.9.10.
Dass diese Notiz erst lang nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs bekannt wird, hängt mit dem von Dr. Zötl und Schnopfhagen gemeinsam abgesprochenen Wunsch zusammen, aus dem "Hoamatland" ein Volkslied zu machen, bei dem ja Textdichter und Komponist normalerweise nicht bekannt sind. Vor allem Dr. Zötl versucht deshalb, beide mit der Zeit in Vergessenheit geraten zu lassen, wie er nur dem durch seinen ausgezeichneten freien Vortrag allseits geschätzten Stelzhamer-Interpreten Hans Schatzdorfer aus Piesenham einmal schreibt.
Die genannte Enkelin, die in den letzten Lebensjahren Dr. Zötls sein Stelzhamer-Archiv ordnet, befragt ihren Großvater zwar wegen dieser Notiz, erfährt von ihm aber nur die Begleitumstände der Textänderung. Unter anderem sagt er ihr noch, daß ihm die schöne Melodie für das Gedicht "Da gehat Schuasta" zu schade gewesen sei. Von seiner Absicht, aus dem Hoamatland ein Volkslied machen zu wollen, sagt er auch ihr nichts. Das hat letztendlich zur Folge, daß sie später einmal, viele Jahre nach dem Tode ihres Großvaters, ihren Vater, Hofrat Dr. Anton Zötl, auf das Notenblatt mit der interessanten Randbemerkung aufmerksam macht, der es Wilhelm Eichinger vom Stelzhamerbund zeigt. Wilhelm Eichinger schreibt dann auch erstmals über diese Notiz.
Im Volksmund zum Hoamatland geworden
Die von Schnopfhagen am 20.9.1884 unter die Noten gesetzten drei Strophen des Gedichts "Da gehat Schuasta" werden von ihm am 27.12.1884 bei der Besprechung in Dr. Zötls Wohnung in Urfahr durchgestrichen und durch die erste Strophe des Gedichts "s Hoamatgsang" ersetzt. Dr. Zötl erhält gleichzeitig das Notenblatt mit der ihm zugeeigneten Widmung. Bemerkenswert ist, dass er in seiner dann im Jahre 1910 angebrachten Randbemerkung schon "´s Hoamatland" schreibt. "Da gehat Schuasta" gerät als Lied mehr oder weniger in Vergessenheit. Einige weitere Mundartgedichte, von denen bekannt wird, dass man sie auch zu dieser ins Gehör gehenden Melodie singen könnte, werden nie zu eigenen Liedern, so wie auch Vertonungen des "´s Hoamatgsang" durch einige andere Komponisten keine bleibende Popularität erlangen.
Auf Wunsch von Teilen der Bevölkerung und verschiedener oberösterreichischer Kulturverbände, vor allem aber durch entsprechende Bemühungen des unter Obmann Dr. Hans Commenda im Jahre 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem neuen Namen "Stelzhamerbund der Freunde o.ö. Mundartdichtung" wieder aktivierten Vereins, werden 1952 zum 150. Geburtstag Stelzhamers unter Landeshauptmann DDr. Heinrich Gleißner drei Strophen des Hoamatgsang durch Landesgesetz zur Landeshymne von Oberösterreich. Es ist eine von drei Landeshymnen in Österreich, deren Text in Mundart abgefasst ist.
Dr. Zötl hat diesen Tag leider nicht mehr erlebt und wohl auch sein Ziel, aus dem Hoamatland ein Volkslied im klassischen Sinn zu machen, nicht erreicht. Seine Urheber sind zu bekannt geworden. Gefreut hätte er sich aber doch darüber, dass diese heute hauptsächlich diesem mit seiner Hilfe entstandenen Lied, das unsere Landeshymne geworden ist, ihre nach wie vor große Bekanntheit unter unseren Landsleuten verdanken.
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