Franz Stelzhamer – Literarisches Schaffen

Novellen – Erzählungen

Persönliche Erlebnisse Stelzhamers stehen auch in den Novelle "Meine drei Hunde" und "Hundert Gulden" im Mittelpunkt der Darstellung.
In "Hundert Gulden" fordert der Dichter von begüterten Damen, darunter auch seine Antonie, Geld, um seine Schulden begleichen zu können, die er aber, da ihm jede abwinkt, im Gefängnis abarbeiten muss.
Wie traurig ihn der Tod seiner Eltern, ganz besonders der seiner Mutter, stimmte, geht aus den Novellen "Das tote Herz", "Sohn und Mutter" und "Die Rückkehr vom Tod" hervor.
In "Mutter und Sohn" hört ein junger Dichter namens Giulio im Traum plötzlich die Stimme seiner Mutter. Sie sagt ihm, dass sie von seinem Schicksal geträumt habe, das von Liebe und Neid geprägt ist. Während Giulio der Mutter von seiner Anerkennung als Dichter erzählt, stirbt sie in seinen Armen.

Stelzhamer neigte auch sehr zum Phantastischen, Überschwänglichen und Exzentrischen.
"Die drei Schlemmer" ist ein dramatisch wirkendes Phantasiestück, das von drei wilden Gesellen handelt, die bei Sonnenaufgang unter den Kreuzen eines Kalvarienberges lagern, als die Stimme des Gewissens zu ihnen spricht: "Zu helfen ist dir nimmer!" Zwei von ihnen ergreifen die Flucht, nur der dritte verspricht, sich zu verbessern. Jahre später sitzt einer von den zwei Geflohenen im Gefängnis. An einem Karfreitag hört er jede Stunde bis zur Mitternacht die Worte: "Zu helfen ist dir nimmer!", worauf der arme Sünder mit den Ketten zu rasseln beginnt, auch Reue und Buße kommen ihm. Noch vor seiner Hinrichtung wird er vom Pater, der ihn zum Schafott begleitet, getröstet. Auf dem Weg zur Hinrichtung hört er die Stimme des auf einem Baum sitzenden Bettlers namens Niklas, eines seiner einstigen Gefährten. Während seiner Hinrichtung stürzt der Bettler tot vom Baum, der Pater bricht zusammen. Später erzählt der Pater der herumstehenden Menge die Geschichte von den Jugendgefährten als Beweis für Gottes Güte und Gerechtigkeit.

Viele realistische Züge trägt auch die Novelle "Marie". Ein schönes, aber armes Dorfmädchen wird von einem leidenschaftlichen Spielmann mit Geigenspiel und Liebesschwüren verführt und dann verlassen. Daraufhin verfällt das Mädchen der Tobsucht und dem Wahnsinn, gefesselt kommt es ins Irrenhaus.

Das Verrücktwerden ist auch Thema der Novelle "Die Mechaniker". Zwei Tischler, der Meister und sein Sohn, arbeiten voller Leidenschaft an der Herstellung von beweglichen Figuren eines Puppenspiels. Die Probleme, die sich bei der Anfertigung der Hauptfigur, des Kasperle, ergeben, treiben den Alten in den Wahnsinn. Erst als es seinem Sohn gelingt, durch ein paar geschickte Handgriffe diese Figur in Bewegung zu setzen, kehrt dem Meister der Verstand wieder zurück. Diese Novelle, die sich durch ihren überschwenglichen und exzentrischen Charakter auszeichnet, ist im Stile Jean Pauls geschrieben.

"Morgensturm und Abendroth" behandelt die Geschichte einer Frau namens Anne, die der jungen Marie, die auf die Ankunft ihres Geliebten Ferdinand wartet, erzählt, wie sie mitsamt dem Kind von ihrem Philipp wegen einer anderen Frau verlassen wurde. Die Geschichte findet ein HappyEnd, als Ferdinand, der Sohn Philipps, zusammen mit Philipp auftaucht und die beiden Paare Doppelhochzeit feiern. "Morgensturm und Abendrot" ist eine typisch spätromantische Novelle mit Verschachtelung von Haupt- und Nebenhandlungen, Abschweifungen, Einstreuungen und Anspielungen auf persönliche Lebensverhältnisse des Dichters.

Die Prosaschrift "Großpiesenham - Charakterbilder aus dem Dorfleben" enthält die Schilderung der Landschaft um Großpiesenham, des Dorflebens vor 200 Jahren und eine Beschreibung der Schicksale der teils recht originellen Dorfgestalten. Stelzhamers feine Beobachtungsgabe und Darstellungskunst kommt hier stark zur Wirkung.

"Das Dorfleben" gibt uns Einblick in die Bräuche und Gewohnheiten der Innviertler Dorfleute wie In-d`-Roas-Gehn, Nikla, Mostschenken, Bärentreiben, Sternsingen, Schlittenfahren oder Eisstockschießen.


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