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Karlheinz Sandner

Vom Vierzeiler zum Motto:
"Frisch außa, wias drin is"

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Carl Adam Kaltenbrunner (1804-1867)
Vom Vierzeiler zum Motto:
"Frisch außa, wias drin is"


Otto Jungmair (1889 - 1974)
Arbeiten über Adalbert Stifter von Otto Jungmair

Erinnerungen an den Großvater
von Dr. Ulrike E. Jungmair


Professor Otto Jungmair zum
80. Geburtstag am 6. April 1969
von Alois Großschopf


Jungmair Texte:
Der Konkurrent • Der Erfolglose • Der Konzertbesucher • Wenn ich im Grase liege • Sturm im Wald • Dös hätst net toan solln, Himmövadá • Ollweil nuh! • Dá Nixnutz • Dá Gáßlbua • Dö bessá Medizin

Dialektdichter

Norbert Hanrieder (1842 - 1913)
Essay von H. Gruber

Hanrieder Texte:
Rohrbáh • Petrus áf’n Wochámarkt • Dá Fünfávierzgá! • À Gebitt in unsán Herrn!

Artikel zu Franz Stelzhamer



Carl Adam Kaltenbrunner
Frisch außa, wias drin is,
net kriacha am Bauch,
ins Gsicht schaun und d`Händ gebn
is Obaöstreicha Brauch.




Wer kennt sie nicht, diese Zeilen. Sie sollen uns an deren Urheber, Carl Adam Kaltenbrunner ( 1804 – 1867 ) erinnern, der zu Jahresbeginn den 140. Todestag hatte. Dem Zeitgenossen Stelzhamers ist es gelungen, aus seiner Heimatstadt Enns zu einem bedeutenden deutschsprachigen Literaten aufzusteigen. Eine Bestätigung dafür lieferte im Jahre 2003 die Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg, die C. A. Kaltenbrunner in ihre Forschung über deutschsprachige Dichter aufgenommen hatte.

Der Lebenslauf des Dichters, der sich auch als Sprach- und Volkstumsforscher verdient machte, begann in Enns. Vater Kaspar, aus einer alten Micheldorfer Sensenschmiedfamilie stammend, war dort Wirt. Nach der Schulzeit ( Volksschule in Enns, Gymnasien in Admont und Linz ) wurde er 1823 Beamter in der k.u.k. Staatsbuchhaltung in Linz, 1842 nach der Übersiedlung nach Wien Direktions-Adjunkt und stieg zum Vizedirektor der Hof-und Staatsdruckerei auf. In literarischen und Künstlerkreisen Wiens war er hoch geschätzt. Er verkehrte dort mit Feuchtersleben, Grillparzer, Brechtler und Bauernfeind sowie mit den herausragendsten Schauspielern, Malern und Musikern Wiens. C.A. Kaltenbrunner war zweimal verheiratet und Vater von sieben Kindern. Am 6. Jänner 1867 verstarb der Dichter in Wien, wo er am Matzleinsdorfer Friedhof begraben liegt. Kaltenbrunner bildet mit Norbert Purschka und Franz Stelzhamer die Trias der obderennsischen Dialektdichter der 19. Jahrhunderts.

Enns, die Vaterstadt des Dichters, ehrte Kaltenbrunner 1842 durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft, nach ihm wurde 1867 eine Straße benannt und im Kaltenbrunner-Park wurde 1904 ein Denkmal gesetzt. Maximilian, Herzog von Bayern, zeichnete ihn 1846 mit der goldenen Medaille mit dem Bildnis des ebenfalls dichtenden Prinzen aus.

C. A. Kaltenrunner, der auch einige Dramen schrieb, erkannte bald, dass seine Stärke auf dem Gebiet der Mundartdichtung lag, und dieser Gattung blieb er auch treu bis zu seinem Tode. Während der Wiener Zeit erschienen Dialektdichtungen unter dem Titel "Obderennsische Lieder", "Alm und Zither" und "Österreichische Feldlerchen".
Der Dichter hat in seinen zahlreichen Gedichten und Erzählungen
Land und Leute vortrefflich beschrieben:


D`Muettersprach

Alls sag i viel leichter
Von Á bis zun Zöt,
Wann i grad áso röd,
Wie mein Müetterl hat grödt.

I lös wohl á d`Schrift, -
Aber, Manner! mi ziemt,
Daß dö Sprach nöt recht mitten
Von Herzen außá kimmt?

Drum mit Leuten, dö gspreizt sán
Und dö i net kenn,
Röd i herrisch, dámit i
Má `s Mäul net verbrenn.

Aber d`Leut, dö má gfalln,
Röd i an mit der Sprach,
Dö má kimmt, wann i `s Herz
Für mein Hoamat aufmach.


Was má nu habn.

Innviertler – Roß und Troád,
Mühlviertler – Flachs und Gjoád,
Hausrucker – Obst und Schmalz,
Traunviertler – Salz !


Erwähnenswert ist auch die Sammlung
"Sprichwörter und Redensarten im Lande Österreich ob der Enns":

a kloans StadilOans álloan is nie schuld;
Es is dös und is`s das!
Er `s Reinl, sie `s Höferl –
Es bricht án ieds was.

-----

Wiest einischrein tuest,
So schreits außa von`n Wald:
Und a Grobheit gögn d`Leut
Wird Oan`n a wieder zahlt.

----

Du drent - i herent!
Hat án ieder sein Land;
Aber z` Enns auf der Brucken,
Da göb`n ma`r uns d`Hand.


Es könnten noch unzählige, noch immer zeitgemäße
Sprüchel ( Xenien ) angeführt werden.
Diese sehr umfangreiche und von Kaltenbrunner in
Kurrentschrift verfasste lose Zettelsammlung befindet
sich im Museum Lauriacum in Enns.

Obaöstreicha Brauch

Der anfangs angeführte Vierzeiler, der leider manchmal nicht
Kaltenbrunner zugeschrieben wurde, ist eigentlich die erste
Strophe des Gedichtes "Österreichisch"
aus "Österreichische Feldlerchen".
Da heißt es:

Oesterreichisch!

Frisch außá, wie `s drin is!
Nöt kriech`n auf `n Bauch,
Ins Gsicht schaun_ und d` Hand göbn,
Is Oesterreicher-Brauch.


Diese Strophe verwendete der in Burgstall / NÖ. geborene und spätere Leiter der "Bauernkapelle D`Oba-Innviertler", der Komponist und Textautor Sepp Fellner ( 1877 - 1936 ) als Anfang für das Lied "Mein Obaösterreich". Er hat diesen Gesangsmarsch um 1930 - wie in der Chronik zu lesen ist "Dem verehrlichen Verein der Oberösterreicher in Wien und seinem verdienstvollen Obmann Herrn Raffelsberger freundlichst gewidmet". Der genannte Verein organisiert noch heute zum Ball der Oberösterreicher in Wien und es wird traditionsgemäß jedesmal eine oö. Blasmusikkapelle eingeladen.
Sepp Fellner musste die letzte Zeile auf "Obaöstreicha Brauch" umgeändert und die edlen Charakterzüge speziell den Oberösterreichern zugeschrieben haben. Darum heißt es heute – für die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher noch immer sehr treffend. ...........


Frisch außa, wias drin is, ………. is Obaöstreicha Brauch.

Es war die passende Einleitung zum weiteren Text des Liedes, den Sepp Fellner selber geschrieben hatte:

Mostschädl werdn ma gnennt, Respekt hat, wer uns kennt, gibt’s wo a Rauferei, da san ma glei dabei;
mir lassn uns net biegn, das soll nur wer probiern, no der kann unsre Fäust dann gspürn!............
Im Refrain heißt es dann:
Mei Obaöstreich hab i gern und i laß mas a net wehrn, denn an der Donau und am Inn, da herrscht a gmüatlich froher Sinn.

Dieses Lied wurde zur zweiten Oö. Hymne und fehlt in kaum einem Liederbuch. Was wohl zeigt, dass diese Weise bereits Volksgut geworden ist. Leider ist dabei der Oberösterreicher Kaltenbrunner nicht genannt, denn dieser Gesangsmarsch wurde stets zur Gänze dem Komponisten Sepp Fellner zugeschrieben. Schon auf dem ersten Liedflugblatt liest man "Worte und Musik von Sepp Fellner". Auch heute noch wird in manchem Liederbuch C.A. Kaltenbrunner nicht erwähnt.


Gerne verwendetes Motto

Der geborene Mostviertler Sepp Fellner war, ehe er sich mit seiner Bauernkapelle "D`Oba-Innviertler" in Wien ansässig gemacht hatte, Musikant bei der Sänger- und Humoristengesellschaft "D`Obaöstareicha" in Braunau tätig. Als Motto führte das Gesangs-und Instrumentalquartett den Vierzeiler des Ennser Volksdichters: "Frisch außa wias drin is.....". Auch der Männerchor der Liedertafel Frankenmarkt hatte sich – so steht es in der Dissertation über C. A. Kaltenbrunner von Frau Dr. Hildegard Dunzinger, 1949 - diesen Vierzeiler zum Motto gewählt. In jüngster Zeit verschrieb sich auch die Kaltenbrunner-Runde-Enns unter seinem Obmann Johannes Zittmayr diesem Motto. Auch die Krammerer Zeche ( Gem. Andrichsfurt ) singt zwischen Innviertler Landler und dem Trio-Walzer den "Innviertler Wahlspruch", in dem in der 2. Strophe "Frisch außa, wias drin is...." zum "Innvietler Brauch" gemacht wird.

Kaltenbrunners Vierzeiler wurde weithin bekannt und so finden wir "Frisch außa" sogar in Kärnten, wo die "Bauerngman Villach", ein karitativ ausgerichteter Verein, der jährlich den großen Villacher Kirchtag veranstaltet, die Worte bereits 1908 zu seinem Motto machte. Etwas abgeändert heißt es dort:
"Frisch åußa, wås drin is, nit kriachn am Bauch, ins Gsicht gschaut und die Hånd druckt, is echta Bauernbrauch!" Wobei der Bergriff "Bauer" für Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit und Nachbarschaftshilfe steht.

Oberösterreicher-Marsch
Das Lied "Mein Oberösterreich" ist nicht zu verwechseln mit dem "Oberösterreicher-Marsch", den der Linzer Prof. Igo Hofstätter ( 1926 – 2002 ) im Jahre 1949 komponierte. Prof. Hofstätter unterrichtete bis 1986 am Khevenhüller-Gymnasium Linz, schuf Operetten ( u. a. Roulette der Herzen ), gehobene Unterhaltungsmusik und Blasmusik.

Den Text schrieb 1952 Rafael Hualla. Wenn er in der 2. Strophe meint,

Auf unsre Köpf, da sind wir stolz!
Die sind aus einem bsondren Holz!
Doch haben wir in Ernst und Scherz
zum harten Kopf ein weiches Herz.

so sind diese Zeilen eine gelungene Ergänzung zu Kaltenbrunners und Fellners versuchter Charakterisierung des Oberösterreichers.



Quellen:
Franz Dieminger: Karl Adam Kaltenbrunner, Linz 1904
Was ist los: Oberösterreicher, die Geschichte machten - Carl Adam Kaltenbrunner, 2005
Kaltenbrunner-Runde-Enns: Heft Nr. 6
Dr. Hildegard Dunzinger: Dissertation "Karl Adam Kaltenbrunner", 1949
Aus da Hoamat, XIV.Band, Ausgewählte Dichtungen, 1905
Tuschner Wolfram: OÖ. Blasmusikgeschichte(n), 1998.
Günther Hofstätter: Igo Hofstätter – Leben nd Werk", Linz 2002




Essay von Harald Gruber, aus dem Mühlviertel Volksblatt, vom 3. Juni 2004.