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Wenn ich im Grase liege
Wenn ich im Grase liege
Auf weicher Muttererde,
Dann fühl ich wie Umarmen
Ein leichtes Niederziehn,
Als sollt ich tiefer sinken
Und ganz zu Erde werden,
Die mich, den Erdgeborenen,
Heimholt in ihre Ruh.
Wenn ich im Grase liege
Auf weicher Muttererde
Und über mir die Wolken
In ferne Bläue ziehn,
Dann fliegt der Seele Heimweh
Auf lichtgeweihten Schwingen
Hoch über alle Wolken
Auf, höhenwärts, ins Licht.
Sturm im Wald
Wild wütend weht der Wind im weiten Wald
Und stört der stolzen Stämme starre Stille
Und wonnig wühlt sein wild entfachter Wille
In Forst und Flur mit werbender Gewalt.
In weißen Wogen wallen Ried und Rohr
Und zischend züngeln, lodernd losgelassen,
Sturmschlangen nieder in die leichenblassen,
Zerwühlten Weiden; Angst peitscht sie empor
Und aufgescheucht, verstört in langer Schar,
Halbwüchsige Jungwaldkinder waldwärts drängen,
Ins Tannendickicht ihr Gezweige zwängen,
Mit fliegendem Fähnlein und zerzaustem Haar.
Aufstöhnend stemmt sich stützend Stamm an Stamm
Es knarrt, es knattert, Äste springen, splittern
Und trotzig strafft und sträubt mit zornigem Zittern
Der schwarze Wald den drohenden Drachenkamm.
Des Domes ungeheure Orgel braust
Aus tausend Zungen eine einzige Stimme:
Der Gott der Wälder ruft in dunklem Grimme,
In schwarzen Wolken ballt sich seine Faust.
Diese beiden Gedichte stammen aus
Wunden und Wunder (1963) von Otto Jungmair
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