Arbeiten über Adalbert Stifter von Otto Jungmair
Erinnerungen an den Großvater
von Dr.Ulrike E.Jungmair
Professor Otto Jungmair zum
80. Geburtstag am 6. April 1969 von Alois Großschopf |
Foto: Otto Jungmair auf einem Aquarell
von Richard Diller, 1960, 55 x 38,5 cm
Otto Jungmair stammte aus Molln, geboren am 6. April 1889, verbrachte die Jugend zum größeren Teil in Steyr und kam in den Zwanzigerjahren nach Linz. Er arbeitete in verschiedenen Berufen, in Zeiten der Arbeitslosigkeit ging er seinen literarischen und sprachlichen Forschungen nach, einige Jahre verbrachte er im KZ, seit 1947 war er endgültig als freier Schriftsteller tätig.
Er starb am 4. Oktober 1974 in Linz.
Sein Interesse galt vor allem dem Dialekt und Adalbert Stifter.
Als Herausgeber eines "Wörterbuches der oberösterreichischen Volksmundart"
(Otto Jungmair und Albrecht Etz, herausgegeben vom Stelzhamerbund, Linz 1978) erwarb er große Verdienste um die Pflege unserer Heimatsprache.
Über Adalbert Stifter gab er eine Reihe von grundlegenden Arbeiten heraus.
1953 wurde ihm die Stelzhamer-Plakette für Verdienste um Mundart und Volkstum,
1964 die Goldene Plakette der Stadt Steyr für Kunst und Wissenschaft,
1965 der Förderungspreis des Theodor-Körner-Stiftungsfonds für Kunst und Wissenschaft und
1966 das Silberne Ehrenzeichen des Vereines der Oberösterreicher in Wien verliehen.
Von den Dialektdichtungen sind am bekanntesten:
"D'Hoamatmeß",
ein mundartlicher Meßliedtext, uraufgeführt 1930.
"Stoan und Stern",
Gedichte in oberösterreichischer Mundart,
Linz (Oö. Landesverlag) 1953.
"Das Spiel vom Helmbrecht-Moar",
Wels (Welsermühl) 1959, uraufgeführt 1947.
"Untá dá Lind'n",
Gedichte und Sprüche Walthers von der Vogelweide,
in die Mundart übertragen. Linz (OÖ. Landesverlag) 1964.
"Legenden in oberösterreichischer Mundart"
Linz (Oö. Landesverlag) 1959 (darin ist auch die Messe wieder abgedruckt).
Jungmair konnte in seiner Dialektdichtung auf fundierte
sprachliche Kenntnisse des Mittelhochdeutschen zurückgreifen.
An hochsprachlicher Literatur veröffentlichte er den Gedichtband
"Wunden und Wunder",
Gedichte. Linz (Oö. Landesverlag) 1963.
Darin sind auch die schon früher veröffentlichten Abschnitte "Non confundar", ein Zyklus über Anton Bruckner, sowie "Traumlied Olaf Aastesons", eine Nachdichtung altnorwegischer Texte, enthalten.
Jungmairs Lyrik schließt an die lyrischen Vorbilder Zerzer und Fischer-Colbrie mit vielen Wortneuschöpfungen und langen Komposita, einem kosmischen Wortschatz ("SternenAll", "Klangdom") und der Betonung des Adjektivs an.
Beispiel von Otto Jungmair
aus "Gereimte Ungereimtheiten"
Die Schublade
Jede Eingebung, die in die Feder schießt,
Sollst nie du gleich drucken lassen,
Damit dich das Ding dann nicht später verdrießt
Wenn das Brünntein der Dichtung geläutert fließt.
Was entfloh´n ist, ist nicht mehr zu fassen!
Wohl, freilich, ein stürmischer, junger Most
Mag manchem auch trefflich munden,
Doch hat sich auch mancher nachträglich erbost,
Wenn der Sturm dann in seinen Gedärmen tost,
Statt in Fässem und hinter den Spunden!
Die Schublade ist ein sehr nützlicher Raum,
Da magst du die Dinge belassen:
Da drinnen emüchtert sich mancher Traum,
Wird zu Wasser der aufgeblasene Schaum
Und klären sich ordnend die Massen.
Was lange, noch rastend, gelegen hat,
Reift weiter noch spät in Gehirnen,
Es ist um die Weile des Wartens nicht schad',
Die Süße der Reife kommt meist erst spat,
´s ist wie mit den weichen Birnen!
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